Mittwoch, 20. August 2014

Das ist heute nicht mein Tag. Part 2

Wurde heute von keinem Sonnenstrahl geweckt. Himmel wolkenverhangen, Kälte im August, Heizung ist an. Was für ein Sommer.

Also, weiter mit dem Sketch: Auf den Hund gekommen oder Heute ist nicht mein Tag

Der Bleibtreu hat eben den Dönerladen verlassen und telefoniert mit seinem Zahnarzt, einen Termin ausmachend. Vor ihm eine Bananenschale. Im letzten Augenblick seht er sie und kann gerade noch drüberspringen und - landet voll in einer Hundekacke, darauf ausrutschend und auf seinem Hinterteil unsanft landend.
"Scheiße!" sagt er, wahrheitsgemäß. Und weiter, seufzend: "Das ist heute nicht mein Tag!"
Und während er mit abgespreizten Fingern seine beschmutzte Hose begutachtet, sehen wir im Hintergrund die beiden Diebe Georg Friedrich und Stipe Erceg, die sich über Bleibtreu kaputtlachen.
Der Dönerladenbetreiber Hilmi Sözer kommt aus dem Laden und ruft dem Bleibtreu zu: "He, Moritz, du hast deine Brieftasche vergessen!"
Er läuft Bleibtreu nach. Die beiden Diebe beobachten aufmerksam die Szene, schleichen sich an.
Sözer übergibt dem Bleibtreu die Börse, der sie mit seiner noch sauberen linken Hand entgegennimmt, sie vorläufig hochhaltend, um sie nicht auch noch zu beschmutzen. Das ist die Gelegenheit für die beiden Diebe, der Friedrich läuft hin, reißt dem Bleibtreu die Börse aus der Hand und sprintet weg.
Bleibtreu, laut: He! Meine Börse! Scheiße, das ist heute wirklich nicht mein Tag!
Der Sözer sieht die beiden Polizisten, die auf ihrer Rundgang auch in dieser Szene landeten, er ruft ihnen laut zu: "He, Polizei! Diebe. Fassen Sie die beiden!"
Der Friedrich dreht sich besorgt um, um zu sehen, ob die Polizei tatsächlich hinter ihm her ist, er hat dabei einen Laternenmasten übersehen, der in seinem Weg steht, er knallt voll in ihn rein und geht k.o. zu Boden. Der Erceg schnappt sich die Geldbörse aus der Hand des Friedrich und sprintet weg.

Der Dönerladenbesitzer zu den Polizisten: "Da, da haben Sie Ihre Diebe! Laufen sie ihm nach, verhaften Sie den anderen!"
Die beiden Polizisten besprechen sich kurz: Sie sind sich einig, auch das hier sieht, wenn man die ganze Szene überblickt - Bleibtreu am Boden in der Hundekacke, ein Dieb bewusstlos am Boden - verdammt nach versteckter Kamera aus. Also winken sie lachend und gehen aus dem Bild.
Dönerladenbesitzer: Also in der Türkei wäre die Polizei etwas härter vorgegangen!

Schnitt:
Der Bleibtreu zuhause, er hat geduscht, seine Kleidung gewechselt, sitzt in seinem kahlen Wohnzimmer auf einem Stuhl, an einem Tisch. Darauf hat er eben eine Straße mit einer Rasierklinge richtig lang und gekonnt ausgerichtet, jetzt sucht er in seiner Börse nach einem 100-Euro-Geldschein, findet aber keinen. Ist nur ein Fünfer zu sehen. Da springt ihm sein Brutus auf den Schoß und wedelt ihn freudig an, mit seinem Schwanz die Straße vom Tisch fegend.
Bleibtreu: Scheiße, Brutus. Nicht auch du noch!

Schnitt:
Die Ex kommt ins Zimmer, letzte Sachen abholend, doch was sie da sieht, lässt sie vor Entsetzen und Grauen erstarren. "Du Schwein!" kann sie nur schreien. Wahrscheinlich meint sie den Bleibtreu.
Gegenschnitt:
Wir sehen den Bleibtreu am Boden, wie er den Brutus festhält und seinen Schwanz kräftig mit der Nase abschnieft. Der Bleibtreu blickt auf, sieht seine entsetzte Ex.
Bleibtreu, wahrheitsgemäß: Also das ist nicht das, wonach es aussieht!
Die Ex: Du Schwein! Du... du...
Ihr fehlen die Worte.

Schnitt:
Der Bleibtreu am Boden sitzend, an der kahlen Wand lehnend, voll high - offensichtlich hat er den Schwanz des Brutus vollständig abgeschnieft. Er sieht zu, wie seine Ex mit dem Brutus aus dem Zimmer geht. Die Ex würdigt ihn keines Blickes. Der Brutus folgt ihr mit stolz erhobenem Haupt, ihn ebenfalls ignorierend.
Bleibtreu: Auch du Brutus, auch du! (nach einer Pause:) Also das heute, das war heute wirklich nicht mein Tag! Aber wenigstens ist der Zahnschmerz weg!

Ende

Wie die sehr alte Frau doch noch zu ihrem sehr toten Dackel kommt und ihm mit einem anständigen Dackelbegräbnis die allerletzte Ehre erweisen kann, wie dabei aus Versehen ein paar Wildenten zu Schaden kommen, wie die beiden Polizisten doch noch amtshandeln dürfen, was dann tatsächlich vor versteckter Kamera abläuft und vieles mehr erfahren Sie in der Fortsetzung zu diesem Sketch.  Irgendwann mal.

Ich trinke den letzten Schluck Kaffee mit Latte.
Das Niederschreiben des Sketches hat mich frei gemacht, richtig high bin ich jetzt. Und plötzlich sehe ich:
Beobachter, Beobachtung und Beobachtetes sind Eins, erst mein Gehirn spaltet diese Einheit auf, weniger mein Gehirn, mehr die einprogrammierten Abläufe, die gleich darauf kognitiv erstarren. Was für ein Quantenf**k!

Na ja, ich hoffe, der Leser meines Blogs kann damit was anfangen...

Nachtrag: eine Woche nach diesem Blog erschien ein Film mit Bleibtreu auf DVD, Titel: Nicht mein Tag. Ganz ehrlich: Diese Synchronizitäten hab ich schon über. Hier ein paar:
In Siebzigern übersetzte ich Lilly's Centre of the Cyclone. Als ich damit fertig war, stieg ich aus der Tram aus, auf dem Weg zu einem Verlag. Und direkt an der Haltestelle, vor meinem Auge, stand in der Auslage eines Buchgeschäftes die deutsche Buchversion von Lilly's Buch. 
Anfang 1980 schrieb ich mit einem Freund an einem Drehbuch über einen kleinen Außerirdischen. Als wir damit fertig waren, erschien ET im Kino. 
Etwa 1985 schrieb ich an einer Serie über einen Schwammerlkönig. Ich gab das Exposee einem Regisseur, der damals in war. Ein Jahr später erschien im TV die Serie Der Schwammerlkönig.  OK, ist möglicherweise keine Synchronizität, sondern Ideenklau.
Und die Idee zu diesem Sketch oben, die kam mir vor etwa fünf Jahren, basierend auf persönlichen Erlebnissen... 
Ich muss mal über Synchronizitäten bloggen.

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