Montag, 18. August 2014

Das ist heute nicht mein Tag. Part 1

Ich nippe an meinem Kaffee mit Latte und überlege mir, wie ich den heutigen Blogbeitrag nennen könnte...
Also, der Reihe nach: Als mich heute ein Sonnenstrahl mit 300.000 km pro Sekunde weckte, wusste ich sofort, dass... Moment, jetzt hab ich vergessen, was ich sofort wusste, vielleicht kommt's gleich wieder. Und die Quantenteilchen der Sonne trafen mich unaufhörlich, dass ich sofort in Deckung ging. Ich blickte mich um und sah, dass mein Schlafzimmer, überhaupt alles um mich herum, total durchsichtig und in andauernder Bewegung war. Und ich sah die einzelnen Quantenteilchen, und ich sah, dass ich gar nicht in Deckung gehen konnte, weil alles aus Quantenteilchen besteht, die alle aus dem Nichts kommen. Ich werde also dieses Blogkapitel "Alles, das aus dem Nichts kommt" nennen. Vielleicht doch nicht. Na ja, weiter mit der Geschichte: Ich schüttelte die letzten Fragmente des Schlafes ab, und, nachdem sich die Quantenteilchen wieder beruhigt hatten und eine vorübergehend feste Form angenommen hatten, wußte ich sofort... jetzt hab ichs, was ich gleich wusste, als mich der erste Sonnenstrahl weckte: Das ist heute nicht mein Tag.
Wenn das aber heute nicht mein Tag ist, frage ich mich, wo mein Tag geblieben ist, oder wer ihn gerade erlebt. Ich bemitleide den armen Schlucker. Mein Leben ist nämlich wirklich kein Honiglecken - oder heißt es Honigschlecken? Irgendwie häng ich am Begriff Lecken. "Leck mich!" sagt man öfters. Warum sagt man nicht "Schleck mich"? Muss darüber mal meditieren. Leck mich! Wenn "Leck mich" ein Frau sagte, hätte das eine andere Konnotation, als wenn's von einem Mann käme. Muss dieses endlose Gedankenkettenflechten irgendwann mal stoppen. Verlier ja total den Faden.
Wo war ich? Richtig: Heute ist nicht mein Tag. Und jetzt hab ich auch schon die Kapitelüberschrift. Hiermit kündige ich groß und feierlich an, dass ich rückwirkend dieses Blogkapitel "Heute ist nicht mein Tag" nennen werde.
Und damit bin ich auch schon am Ende. Mehr fällt mir nicht ein. Mein Kaffee ist aber noch nicht ausgetrunken, ich muss was schreiben, egal, was. Los! Zermartere dein Gehirn, such was Brauchbares. Ich könnte jetzt eine Stelle aus dem großartigen Roman Kaffee mit Latte einfügen, aber das wäre zu billig. Vielleicht später mal.
Ich zermartere mein Gehirn und plötzlich spuckt es etwas aus: Ich hatte mal ein Exposee für den Filmsketch Heute ist nicht mein Tag geschrieben, wurde aber noch nicht verfilmt. Ich sah damals Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle, Hilmi Sözer als Betreiber eines Donerimbisses, Georg Friedrich und Stipe Erceg als zwei Kleinganoven.

Voller Titel des Sketches: Auf den Hund gekommen oder Heute ist nicht mein Tag
Die Story (Copyright, Verfilmungsrechte, überhaupt alle Rechte sind beim groß- und einzigartigen Alfred Zeisel. Zufällig oder auch nicht, bin das ich, Ihr ergebener und überaus bescheidener Blogger):
Da geht also eine sehr alte Frau mit ihrem sehr alten Dackel Gassi, als ihr sehr alter Dackel umfällt... Tot. Mausetot. Großes Schluchzen, Passanten machen einen Bogen um die beiden: Könnte ja sein, dass sie auch noch umfällt, dann müsste man ihr helfen, Mund-zu-Mund-Beatmung und Ähnliches tun... Nachdem die alte Frau sich beruhigt hat, versucht sie, ihren toten Zamperl aufzuheben, zu schwer, dann an der Leine hinter sich herzuziehen, des Dackels unwürdig. Sie sieht sich um, sieht ein TV-Geräte-Geschäft, geht rein und bittet den Besitzer um Hilfe. Nach einigem Hin und Her lässt dieser sich breitschlagen, hat eine Idee, geht raus, hebt den toten Zamperl angewidert hoch, trägt ihn ins Geschäft, sucht eine passende leere Plasma-TV-Verpackung, legt den Zamperl eingerollt rein, schließt die Verpackung mit Klebeband, bringt sogar kleine Roller an einem Verpackungsende an und einen praktischen Griff am anderen, sodass die alte Frau ihren Zamperl in der Plasma-TV-Verpackung bequem nach Hause rollen kann. Sie bedankt sich, rollt ihren Zamperl in seinem TV-Plasma-Verpackungs-Sarg aus dem Geschäft, in tiefer Trauer versunken. Sie ist noch keine 100 Meter weit gegangen, da haben sie zwei Kleinganoven (Friedrich und Erceg) entdeckt. Sie wittern ihre Chance, schnell laufen sie zur alten Frau, reißen ihr die Verpackung aus der Hand und rennen wie verrückt, ihr Diebesgut fest umklammernd. Sie entkommen im Durcheinander. Die alte Frau schreit um Hilfe, die Polizei ist schnell zur Stelle.
1. Polizist (1.P): Ihren Zamperl hat man gestohlen?
Alte Frau (AF): Es waren zwei.
2. Polizist (2.P): Man hat Ihnen zwei Dackel gestohlen?
AF: Nein, nur einen. Aber der war schon tot!
1.P: Moment, Ihr Dackel war tot? Hat man ihn getötet?
AF: Nein, er ist vorher schon von uns gegangen.
1.P. Gegangen? Ist er gegangen, war er tot oder hat man ihn gestohlen. Sie müssen sich schon genauer ausdrücken.
AF: Er war tot.
1.P: Sie sind mit Ihrem toten Dackel spazieren gegangen?
AF: Nein, er ist beim Gassi gehen gestorben.
2.P: Also der Reihe nach: Sie gingen mit ihrem Dackel Gassi, dann ist er gestorben und den hat man dann gestohlen?
AF: Armer Zamperl.
1.P (zum 2.P): Organhandel bei Dackeln? Blödsinn, ein chinesisches Restaurant! (zur alten Frau:) Waren die beiden Chinesen?
AF: Kein Pekinese, ein Dackel!
2.P (sich umsehend, dann leise zum 1.P): Jetzt mach dich nicht zum Affen, versteckte Kamera! Verstehst du? Da sind überall versteckte Kameras!
Der 1. Polizist versteht plötzlich, sieht sich um, die versteckten Kameras suchend. Die beiden Polizisten winken, dann gehen sie schnell aus dem Bild, die alte Frau weinend zurücklassend.
AF: Mein armer Zamperl!

Schnitt:
Die Kleinganoven kommen um eine Hausecke gerannt, halten inne, blicken vorsichtig um die Ecke: Niemand ist hinter ihnen her, sie blicken stolz auf ihr Diebesgut und gehen zielstrebig auf ein Geschäft zu. Die KAMERA geht zurück und wir sehen: Das Geschäft ist eine Pfandleihe. Die beiden gehen rein, die KAMERA geht zurück, wir sehen mehr von der Straße, die KAMERA geht noch weiter zurück, wir sehen geparkte Autos, sonst ist die Straße fast menschenleer. Plötzlich schwingt die Schwingtür der Pfandleihe auf, die beiden Kleinganoven stürmen raus, eilen um die Ecke, hinter ihnen der Pfandleiher, der ihnen böse nachruft: "Ihr Gauner, euch zeig ich an, mir einen toten Hund verkaufen zu wollen, sowas Unerhörtes..."
Zufällig (oder auch nicht) kommen von der anderen Seite unsere beiden Polizisten, die sofort einen Überfall vermuten.
1.P: Was hat man Ihnen entwendet?
Pfandleiher (PL): Nichts, die haben mir einen toten Hund verkaufen wollen.
2.P: Einen toten Hund?
PL: Ja, einen toten Hund. Ich hab ihn drinnen. Sehen Sie ihn sich an. So eine Frechheit! Einen toten Hund! Ja sind wir denn in China? Kommen Sie, das müssen Sie sehen!
2.P: Das ist nicht nötig! Wir verstehen schon!
Die beiden Polizisten sehen sich um, winken lachend, dann gehen sie schnell aus dem Bild, einen verwirrten Pfandleiher zurücklassend.

Schnitt:
Döner-Imbiss, innen.
Der Bleibtreu isst eine geschnittene Currywurst, mit dem türkischen Imbiss-Besitzer (Sözer) über Frauen meckernd oder philosophierend, je nach Sichtweise des Betrachters. Jedenfalls erfahren wir, dass der Bleibtreu frisch geschieden ist und alles an seine blöde Ex verloren hat, bis auf seine leer-geräumte Wohnung. Seinen Brutus hat sie ihm auch gelassen. Brutus ist ein kleiner, lebhafter, stets ihm auf den Schoß hüpfender schwarzer Zwergpudel. Sözer bemitleidet den armen Bleibtreu, meint, in der Türkei wäre sowas nie und nimmer möglich etc. Plötzlich schreit der Bleibtreu laut auf: Er hat in etwas Hartes gebissen, seine Krone ist locker, der Zahn schmerzt, er muss schnellstens zum Zahnarzt. Er holt sein Portemonnaie aus der Hosentasche, legt 5 Euro neben die Unvollendete (nicht aufgegessene Currywurst), wählt auf seinem Smartphone eine Nummer und geht mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Imbissladen, seine Geldbörse auf dem Tisch vergessend.

Fortsetzung folgt, denn mein Kaffee mit Latte ist alle.