Donnerstag, 3. Dezember 2015

Deutschland 83 - die Serie mit den Plotlöchern

Deutschland 83


Mit Spannung habe ich Deutschland 83 erwartet, es aufgezeichnet, um die ersten Episoden tags darauf, die Werbung überspringend, zu genießen und wurde dann maßlos enttäuscht: zwar wie erfolgreiche US TV-Serien produziert, war das Skript voll von Plotlöchern, schlimmer und tiefer als manche Schlaglöcher auf ostdeutschen Straßen. Das schlimmste Plotloch war gleich zu Beginn, als der westdeutsche Oberleutnant und zukünftige Adjutant eines Generals in Bonn durch eine eiskalte Killerin im Zug mit einer Pistole mit Schalldämpfer getötet wird. Gleich darauf sehen wir den ostdeutschen DDR-Grenzsoldaten, der ihn ersetzen soll. Erstens sieht er dem westdeutschen Oberleutnant gar nicht ähnlich, zweitens hätte ich gerne gewusst, was mit dem getöteten Oberleutnant geschehen ist – der muss ja irgendwie "entsorgt" werden, außerdem hat dieser sicher eine Freundin, Freunde, Kollegen, also eine gesamte Infrastruktur an Familie, Freunden, Feinden etc. Anstatt jetzt durch die Einführung der Killerin, die ja noch eine wichtige Rolle als Handlerin des DDR-Mannes übernimmt, zum Plot beizutragen, wird der DDR-Mann betäubt, wacht in der BRD auf, bekommt dort auf die Schnelle ein Stasi-Training, plus ausgerenkte Finger, damit er nicht Klavierspielen muss – der Oberleutnant kann es bzw. konnte es, dass man auch nur linkshändig Klavierspielen kann, wird als kleines Plotloch stillschweigend hingenommen – und schwupps ist er schon im Einsatz, muss sofort brisante Unterlagen organisieren, hat ganz plötzlich James-Bond-Fähigkeiten, klettert über Hotelbalkone in untere Stockwerke, öffnet Balkontüren, knackt Hotelsafes. Und als er einem "seiner" BRD-Offizierskollegen begegnet, der ihn gut kennen sollte, erkennt ihn dieser zwar, allerdings mit einer Bemerkung, wie "ziemlich verändert hast du dich!" Zum Glück wurde der DDRler vorher von einer vietnamesisch aussehenden Agentin vermöbelt, sodass sein Gesicht etwas blutverschmiert ist. Plotmäßig sehr praktisch! Aber Ähnlichkeit ist immer noch nicht festzustellen, außer man steht unter Drogen.
 
Und das waren nur ein paar Plotlöcher.
Die einzige Spannung kam nur auf, wenn der DDRler als Instant-James Bond unterwegs war, oder gravierende Fehler beging, die ihn enttarnen hätten können.


Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was den Kritiker der New York Times bewegt haben kann, eine positive Kritik zu schreiben, aber vielleicht wurde er ja unter Drogen gesetzt...


Wenn jemand wirklich eine gute Agentenserie über den Beginn der Reagan-Ära sehen will, der muss sich unbedingt The Americans anschauen. DAS ist eine TV-Serie auf Top-Niveau.


Muss mich jetzt auch unter Drogen setzen, um den heutigen Abend mit den Episoden 3 und 4 von Deutschland 83 zu überstehen. Doch halt, ich seh mir den Schrott erst morgen an, heute zeichne ich ihn nur auf. Stehe ich etwa auch unter Drogen, hat jemand meinen Kaffee mit Latte mit einem Rufie gemixt?
Ich werd's erst morgen wissen, wenn ich wieder aufwache. Hoffentlich kann ich mich dann noch erinnern.