Deutschland
83
Mit
Spannung habe ich Deutschland 83 erwartet, es aufgezeichnet,
um die ersten Episoden tags darauf, die Werbung überspringend, zu genießen und wurde dann maßlos
enttäuscht: zwar wie erfolgreiche US TV-Serien produziert, war das
Skript voll von Plotlöchern, schlimmer und tiefer als manche
Schlaglöcher auf ostdeutschen Straßen. Das schlimmste Plotloch war
gleich zu Beginn, als der westdeutsche Oberleutnant und zukünftige
Adjutant eines Generals in Bonn durch eine eiskalte Killerin im Zug
mit einer Pistole mit Schalldämpfer getötet wird. Gleich darauf
sehen wir den ostdeutschen DDR-Grenzsoldaten, der ihn ersetzen soll.
Erstens sieht er dem westdeutschen Oberleutnant gar nicht ähnlich,
zweitens hätte ich gerne gewusst, was mit dem getöteten
Oberleutnant geschehen ist – der muss ja irgendwie "entsorgt"
werden, außerdem hat dieser sicher eine Freundin, Freunde, Kollegen,
also eine gesamte Infrastruktur an Familie, Freunden, Feinden etc.
Anstatt jetzt durch die Einführung der Killerin, die ja noch eine
wichtige Rolle als Handlerin des DDR-Mannes übernimmt, zum Plot
beizutragen, wird der DDR-Mann betäubt, wacht in der BRD auf,
bekommt dort auf die Schnelle ein Stasi-Training, plus ausgerenkte
Finger, damit er nicht Klavierspielen muss –
der Oberleutnant kann es bzw. konnte es, dass man auch nur linkshändig Klavierspielen kann, wird als kleines Plotloch stillschweigend hingenommen – und schwupps ist er schon im Einsatz, muss
sofort brisante Unterlagen organisieren, hat ganz plötzlich
James-Bond-Fähigkeiten, klettert über Hotelbalkone in untere
Stockwerke, öffnet Balkontüren, knackt Hotelsafes. Und als er einem
"seiner" BRD-Offizierskollegen begegnet, der ihn gut kennen
sollte, erkennt ihn dieser zwar, allerdings mit einer Bemerkung, wie
"ziemlich verändert hast du dich!" Zum Glück wurde der
DDRler vorher von einer vietnamesisch aussehenden Agentin vermöbelt,
sodass sein Gesicht etwas blutverschmiert ist. Plotmäßig sehr praktisch! Aber Ähnlichkeit ist
immer noch nicht festzustellen, außer man steht unter Drogen.
Und das
waren nur ein paar Plotlöcher.
Die
einzige Spannung kam nur auf, wenn der DDRler als Instant-James Bond
unterwegs war, oder gravierende Fehler beging, die ihn enttarnen
hätten können.
Ich kann
mir beim besten Willen nicht vorstellen, was den Kritiker der New
York Times bewegt haben kann, eine positive Kritik zu schreiben, aber
vielleicht wurde er ja unter Drogen gesetzt...
Wenn
jemand wirklich eine gute Agentenserie über den Beginn der
Reagan-Ära sehen will, der muss sich unbedingt The Americans
anschauen. DAS ist eine TV-Serie auf Top-Niveau.
Muss mich
jetzt auch unter Drogen setzen, um den heutigen Abend mit den Episoden 3 und 4 von Deutschland
83 zu überstehen. Doch halt, ich seh mir den Schrott erst morgen
an, heute zeichne ich ihn nur auf. Stehe ich etwa auch unter Drogen,
hat jemand meinen Kaffee mit Latte mit einem Rufie gemixt?
Ich
werd's erst morgen wissen, wenn ich wieder aufwache. Hoffentlich kann
ich mich dann noch erinnern.