Mittwoch, 1. Oktober 2014

Die tägliche BILDung

Ich BILDe mich täglich weiter. Zwar lese ich die BILD nicht, ich bekomme die alte, vom Tag vorher, vom Nachbarn, fürs Katzenclosäubern, weil die großen BILD-Seiten ideal sind für das Einpacken der geklumpte Katzenstreu. Und während ich den geklumpten Katzenurin auf die großen BILD-Seiten schaufle, springen mich die BILDer an rund um die geklumpte Streu, dazu die BILD-Überschriften. Inzwischen bin ich schon ganz schön geBILDet. Nicht, dass ich mir darauf was einBLIDe, aber BILDung ist wichtig, damit jeder Tag ausgefüllt ist mit dem Leben der Anderen. So weiß ich, dass der Schweini eine Neue hat. Ich wusste gar nicht, dass er eine alte hatte. Geil sieht sie aus, die Neue. Ein Tenniswunder soll sie sein. Und auch noch gebildet. Zumindest schreibt das die BILD, indem sie die Neue mit der alten vergleicht. Ein paar Tage später lese ich, dass der Schweini sich mit dem Schweiger in Schwabing traf. War ganz wichtig für mich, konnte meinem Leben wieder Sinn verleihen, zumindest an diesem Tag. Dann las ich, dass auch der Schweiger eine Neue hat. Von dem wusste ich, dass er eine alte hatte. Als ich über die beiden Schweigers vor Jahren irgendwo darüber las oder was über sie sah - man wird ja praktisch täglich überschwemmt mit Promi-Müll -, da wunderte ich mich, dass der Schweiger noch bei seiner Alten ist, wo er doch auf jedem Filmset so viel zum Naschen sieht und trifft. Im Bett wäre er eine Granate, prangte damals groß als BILD-Werbung von allen Plakatwänden. Das habe ich übrigens mit dem Schweiger gemeinsam: Auch ich bin im Bett eine Granate: 3 - 2 - 1 - Wumm. Inzwischen, im fortgeschrittenen Alter, bin ich bisweilen zum Spätzünder geworden, oder wenn Sie so wollen, eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg, die erst nach geraumer Zeit mit einem entsetzlichen Knall hochgeht. OK, der Vergleich hinkt etwas, weil man die meisten dieser Bomben entschärfen kann. Und entschärfen lasse ich mich nicht.
Wo, war ich? Ach ja, beim Schweiger. Lieber Til, ich fand dein Spiel schon immer etwas gewöhnungsbedürftig: Erst mal muss ich deine Filme immer mit Untertitel sehen, weil ich deine schlecht artikulierte Sprache oft nicht verstehe. Ich denke dann jedes Mal, es ist bloß deine Ausstrahlung, die dich hochkaltapultiert hat. Ansonsten denke ich, dass du einen Logopäden nötig hast. Oder ist es ein Orthopäde? Weiß nicht, muss mal im Internät nachkuggen. Sah Keinohrhasen. Fand ihn ganz amüsant und gut, für deutsche Ansprüche. Die Fortsetzung war jedoch so was von übel, dass ich mich ein wenig darüber auslassen muss: Verschiedene Humorarten werden hier willkürlich gemixt. Mit einem Schuss Fäkalhumor vom Ekeligsten... Der Anfang: Der Schweiger und die Tschirner leben schon ein Jahr oder so in einer großen Wohnung im teuren Berlin. Der Schweiger kommt mit dreckigen Bergschuhen nach Hause und stellt sie auf den Küchentisch. Right, das machen alle Männer so: dreckige Schuhe auf den Küchentisch. Ferner verstaute er über Wochen hin alle leeren Plastikflaschen in einem Schrank, lügt die Tschirner an, dass er sie entsorgt hätte. Die Tschirner öffnet den Schrank und wird von Hunderten Plastikflaschen zugemüllt. Das sind die Probleme in dieser Beziehung. Ich hatte den Eindruck, dass Millionäre diesen Müll geschrieben haben, die nicht wirklich wissen, welche Probleme junge Leute in einer Großwohnung in Berlin haben. Und so ist es auch. Jetzt noch die Fäkalhumorszene: Der Schweigerhöfer verbringt den Tag in der Wohnung einer Frau, die er nicht verlassen darf (die Wohnung). Hier funktioniert an diesem Tag das Clo nicht (Wasser gesperrt, oder so ähnlich). Natürlich muss er just jetzt seinen Darm entlehren. Folge: Clo voll. Was macht er? Er nimmt den Staubsauger (!) und saugt die Kacke ab. Selten so gelacht. Dann verpackt der Schweigerhöfer die Kacke in einem Plastikbeutel und stellt sie auf den Tisch - wo auch sonst hin? Selten so gelacht. Natürlich ruft er auch seinen Buddy Schweiger, ihm aus einer Misere zu helfen, ich glaube, er hat sich aus der fremden Wohnung ausgesperrt. Gemeinsam schaffen sie es, dank der großartigen Autoren Schweiger und Co, auf dem Dach zu landen, abzurutschen, an der TV-Antenne sich zu halten, die losreißt, der Schweiger fällt gleich völlig vom Dach und ein paar Stockwerke in die Tiefe, wo er glücklicherweise in einen Obst- und Gemüsestand landet. Unverletzt natürlich. Der Schweigerhöfer baumelt am Kabel, und schwingt durchs geschlossene Fenster in die Wohnung, das Fenster zertrümmernd (später würde er seiner Freundin sagen, eine Taube wäre durchs Fenster geflogen, und er hätte sie in dem Plastikbeutel verpackt, in dem seine Kacke verpackt ist, selten so gelacht). Nachdem ich mich durch diesen Müll 2 Stunden lang hindurchgequält hatte, hab ich ihn sofort in einem Videoladen verkauft. Ich hab die DVD sehr günstig als Einführungsangebot gekauft, und weil völlig neu, bekam ich genauso viel wieder ausbezahlt.
Wo war ich? Richtig, beim Katzenclo. Gestern wurde ich geBILDet, dass die Bundestagsabgeordneten, die wichtige Entscheidungen treffen müssen, gar nicht bei der Sache sind. Ganz was Neues. Einer zieht sich die Nackten vom Playboy aufs Smartphone, ein anderer spielt Sudoku etc. Und dafür kassieren sie - wieviel? Genug, um mehrere Familien zu ernähren. Und jetzt holt auch noch König Seehofer den adeligen Betrüger Guttenberg zurück in die Politik. Was sich der Guttenberg wohl auf sein Smartphone runterholt? Möglicherweise die Anleitung zu: Wie hole ich mir einen Doktortitel ohne erwischt zu werden, in 10 einfachen Schritten. Erster Schritt: Wie kann ich einen semantischen Fingerabdruck verwischen? (Diese Anleitung ist übrigens von einem Dr. s.c., einem Doktor sine causa.)
Diese BILDung vervollständigt das BILD vom statistisch gemessenen durchschnittlichen Politiker: immer ehrlich, niemals geldgeil, überhaupt nicht machthungrig, fleißig, und, wenn's um die Wahlen geht, besonders vertrauenswürdig. Natürlich glauben wir dem armen Politiker im Bundestag, dass ihm die Playboy-Nackte aufs Handy gerutscht ist, dass dem Guttenberg die Plagiate so nebenbei unabsichtlich passiert wären, dass der Meth-Konsum eines weiteren Politikers ein einmaliger Ausrutscher gewesen wäre usw. usf.
Heute BILDet mich die BILD mit der wichtigen Info, dass der Kardinal Marx mehr Hilfe für die Flüchtlinge fordert. Der Kardinal: dickes Gesicht, erhobene Wurstfinger, im Prunkgewand, Vertreter einer milliardenschweren Kirche. Ironischerweise heißt er auch noch Marx.
So, das war's für heute, meine Kaffeetasse ist leer, ich freu mich schon aufs nächste Katzenclosäubern. Katzenclo macht nicht nur Kinder froh.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Kaffee mit Latte - Der Quantenf**k-Roman ist das Beste, was es zur Zeit auf dem Buchmarkt nicht gibt. Vom einem ausgezeichneten Autor, das kann ich bezeugen. Morgen gibt's einen Auszug, der wird so ekelig und komisch sein, dass er Feuchtgebiete trocken erscheinen lassen wird. So viel vorweg: Es wird ums große Kotzen gehen.